Wir sind eben Künstler. Was das Thema angeht, ist mit uns nicht zu spaßen.
Künstler und ihre Werke
Bekommen wir eine Arbeit, die uns richtig gut gefällt, legen wir unsere ganze Leidenschaft in unsere Schöpfung.
Gib mir ein Thema bei dem ich mich voll und ganz als Künstler ausleben kann. Ich verspreche dir, ich arbeite mit Herzblut an meiner Kreation.
Das ist auch der Grund, weshalb ich bei Fotografen oder Tätowierer einfach ein Stichwort auf den Tisch werfe. Anschließend folgt mein persönlicher Lieblingssatz: “Du bist der Künstler, Du hast freie Hand“.-Ja, auch ich höre ihn sehr gerne.
Wenn du so wie ich tickst, ist dieser kurze Satz einfach wie ein Jackpot. Es gibt für uns Cake Designer sicherlich keinen Schöneren. Sollte ich mich irren, du darfst mir sehr gerne deine Lieblings-Aussage unter diesen Text posten.
Manchmal entwickelt sich die Ausführung auch in die entgegengesetzte Richtung
Es gibt Themen, die machen einem Motivtorten-Künstler überhaupt keinen Spaß. In meinem Fall sind das Tortendekorationen, die bereits bis aufs äußerste ausgereizt sind. “Hello Kitty” oder “Einhörner” fallen für mich definitiv in diese Kategorie. Das ist natürlich alles Geschmackssache. Ich für meinen Teil könnte bei diesen Themen schreiend davonlaufen.
Manchmal wehre ich mich auch vehement gegen Tortenmotive, wenn ich der Meinung bin, sie passen einfach nicht zu der beschenkten Person.
Auch habe ich schon die ein oder andere Torte abgesagt, wenn mir ein Thema so ganz und gar nicht zusagt oder es für mich einfach nicht umsetzbar erscheint (Bestes Beispiel: Neulich wollte ein Freund ein Piratenschiff). Bevor ich Gefahr laufe, dass die Dekoration letztendlich unmöglich aussieht, lasse ich lieber gleich die Finger davon.
Weshalb das so ist? Wir Künstler sehen die Personen, für die das geplante Projekt ist mit einem ganz anderen Auge.
Sicherlich denkst du jetzt sicher: Die Gute hat ne Vollmeise!
Ich kann dich beruhigen. Ja, die habe ich! Ich bin Künstler. Da nehme ich mir auch die Freiheit heraus, in Sachen Tortendekoration ab und zu meinen kleinen Dickkopf durchzusetzen.
Wie aus einer Lokomotive ein Regenbogen wurde
Den jüngsten Fall hatte ich vergangenen Dezember. Julijana, die kleine Nichte meiner besseren Hälfte wurde zwei Jahre alt. Wie bereits an ihrem ersten Geburtstag, plante ich eine Torte für die kleine Maus zu kreieren.
Damals besprach ich mit meiner Schwägerin nur den Kuchen. Die Tortendekoration hielt ich geheim.
Dies hatte zwei Gründe: So konnte ich die Familie überraschen und ich hatte völlige Deko-Freiheit.
Ich mag meine Schwägerin wirklich sehr, jedoch haben wir in solchen Dingen einfach einen grundverschiedenen Geschmack. Nachdem mein Plan an Julijanas Geburtstag aufgegangen war (Athina war entgegen meiner Befürchtung begeistert von der Torte), hatte ich bereits tolle Motive für den zweiten Geburtstag der kleinen Maus im Hinterkopf.
Dieses Mal fragte ich meine Schwägerin, ob sie denn ein bestimmtes Motiv im Kopf hat. Großer Fehler! Athina schickte mir ein Foto von einer blauen Torte mit einer Dampflock als Torten-Topper. Ok, das widersprach dann doch komplett meinen Vorstellungen.
Bei unserem folgenden Aufeinandertreffen versuchte ich ihr klarzumachen, dass für Ihre Tochter definitiv keine Lokomotive in Frage kam. Zumindest nicht, wenn ich die Torte machen würde. Sie war etwas enttäuscht und so versuchte ich einen diplomatischen Weg zu finden. Ich fragte sie nach einer Alternativ-Dekorationsidee, die besser zu einem Mädchen passen würde. In das Brainstorming bezog ich auch unsere Männer, sowie einen Kumpel unserer Jungs ein. Auch Pinterest wurde nach Ideen durchsucht.
Alex, der besagte Kumpel, hatte die rettende Idee von einem Regenbogen. Damit konnte ich arbeiten. Athina war nicht so ganz davon überzeugt.
Für mich war der Fall eindeutig: Lokomotive gestrichen! Dafür gibt es einen schönen Regenbogen. Die Farben neutral. Dieses mal würde die Torte also nicht ganz so mädchenhaft werden (Schade!)
Der Kuchen
Meine Schwägerin ist ein Fan von Biskuit-Teig. Der Kuchen ist jedoch nicht unbedingt mein Fall. Auch hier gewann mein Künstler-Dickschädel wieder einmal die Oberhand. Ich wählte also die Alternative und stellte statt dessen einen Chiffon-Cake her. Super fluffig, trocknet nicht so schnell aus wie Biskuit und schmeckt sehr lecker.
Als Fondant-Untergrund gab es italienische Vanille-Buttercreme.
Die Kombination war ein voller Erfolg.
Das Highlight war auch hier wieder das Innenleben des Kuchens. Wie bei einer meiner Teddy-Tauftorte, offenbarte das Innenleben beim Anschneiden ein Herz aus Erdbeer-Mascarpone Creme und einem Erdbeerspiegel.
Regenbogen statt Lokomotive-Ein freudiges Ende
Meine Schwägerin hatte die erste Enttäuschung, dass ich meine Ankündigung tatsächlich durchsetzte, recht schnell überwunden. Ihr gefiel die Torte trotzdem richtig gut. Die Gäste waren total begeistert. Julijana, das Geburtstagskind staunte mit großen Kinderaugen über den tollen Kuchen.
Warum Cake Designer manchmal sehr eigensinnig sind
Nenne mich egoistisch oder stur. Ja das bin ich, besonders wenn mir die Personen für die mein Kunstwerk sein wird, sehr am Herzen liegen. Dann lasse ich auch gerne mal die Perfektionistin heraushängen.
Mal ehrlich, gerade das macht doch einen guten Künstler aus.
Hast du auch einen Künstler-Dickkopf? Vielleicht möchtest du mir ja in den Kommentaren davon berichten.
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